19. Herztag im St. Josef Krankenhaus Moers
Prävention: Der Schlüssel für ein gesundes Herz ...
„Können Sie mir sagen, ob und wann ich einen Herzinfarkt erleide?“ – Die Frage stellt „Peter M.“ (Name geändert), 51 Jahre, in der kardiologischen Sprechstunde. Die Antwort lautet ganz klar: „Nein!“, erklärt Dr. Stefan Schickel, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am St. Josef Krankenhaus Moers. „Mit keiner wissenschaftlichen Methode lässt sich ein solches Ereignis exakt vorhersagen. Aber wir können anhand moderner Erkenntnisse dasRisiko für ein schweres kardiales Ereignis in den nächsten 10 bis 20 Jahren abschätzen und – ganz entscheidend – frühzeitig vorbeugende Maßnahmen ergreifen.“
Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 125.000 Menschen an einer koronaren Herzkrankheit, 47.000 an einem akuten Herzinfarkt – ein Drittel davon noch vor dem 70. Lebensjahr. Die Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) beginnt bereits früh im Leben und schreitet oft über Jahrzehnte unbemerkt voran. Einen entscheidenden Anteil an Entstehung, Fortschreiten und Komplikationen dieser Veränderungen haben die sogenannten kardiovaskulären Risikofaktoren: Rauchen, hohe Cholesterinwerte, Diabetes mellitus, erhöhter Blutdruck und Übergewicht.
In den vergangenen zwei Jahren haben weltweite Studien mit mehr als zwei Millionen Teilnehmenden die enorme Bedeutung der frühzeitigen Erkennung und Behandlung dieser Risikofaktoren für die Lebenserwartung unterstrichen. Wird das individuelle Risikoprofil bestimmt, lässt sich das Lebenszeitrisiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen abschätzen. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser. Aber auch ein späterer Behandlungsstart – im mittleren oder höheren Lebensalter – senkt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich, wenn konsequent die Zielwerte erreicht werden.
Beispielsweise bringt eine gute Blutdruckeinstellung neben Cholesterinsenkung und Nikotinverzicht auch im mittleren Alter einen klaren Zugewinn an gesunden Lebensjahren.
Eine weitere wichtige Erkenntnis: Übergewicht fördert nicht nur die Entwicklung von Diabetes mellitus und Bluthochdruck, sondern unterhält auch chronische Entzündungsprozesse im Körper. Diese entstehen im sogenannten viszeralen Fettgewebe – also dem Fettgewebe rund um die Bauchorgane. Die dort gebildeten Entzündungsstoffe schädigen zusätzlich die Blutgefäße von Herz, Gehirn und Nieren.
Eine große Studie an 30.000 Frauen zeigte, dass sich anhand von nur drei Blutwerten – die Entzündungsstatus und Blutfettstoffwechsel erfassen – das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall über 30 Jahre abschätzen lässt.
Auch Impfungen gegen Grippe, Covid-19 und Pneumokokken senken bei Menschen mit Risikofaktoren oder bestehender koronarer Herzkrankheit das Risiko für schwerwiegende kardiale Ereignisse.
Herzinfarkt auch ohne klassische Risikofaktoren möglich
Neuere Studien zeigen zudem: Auch Menschen ohne klassische Risikofaktoren können – wenn auch seltener – einen Herzinfarkt erleiden. Gründe können genetische Veranlagungen, Feinstaubbelastung, Besonderheiten während der Schwangerschaft oder chronische Entzündungen im Rahmen anderer Erkrankungen wie Rheuma sein.
Umso wichtiger ist es, Frühsymptome zu kennen: Luftnot, Druck- oder Schmerzgefühl im Brustkorb bei Belastung sowie neu auftretende Schwäche bei Anstrengung sollten stets ernst genommen werden.
Fallbeispiel Peter M.
Was konnte Dr. Schickel für Peter M. tun? Die Untersuchungen ergaben erhöhten Blutdruck in der 24-Stunden-Messung, mäßiges Übergewicht und erhöhtes LDL-Cholesterin. Belastungs-EKG und Herzultraschall waren unauffällig. Empfohlen wurden moderater Ausdauersport, eine Ernährungsumstellung zur Gewichtsreduktion sowie die Einnahme eines Cholesterinsenkers, später gegebenenfalls auch eines Blutdruckmedikaments. Grund: Aufgrund der Risikokonstellation war sein Lebenszeitrisiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse erhöht.
Die moderne Medizin kann also heute Menschen mit erhöhtem Risiko identifizieren und durch gezielte Maßnahmen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erheblich senken.
Einladung zum Herztag
Am Mittwoch, 22. Oktober 2025, informiert Dr. Schickel im Rahmen der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung ab 17:00 Uhr in seinem Vortag „Prävention – gesund leben für ein gesundes Herz“ über neueste Erkenntnisse zur Vorbeugung von Herzerkrankungen.
Zudem gibt es bereits ab 16:00 Uhr die Möglichkeit zu Blutdruck- und Blutzuckermessungen, zur Besichtigung des Herzkatheterlabors sowie zu Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagader auf Arteriosklerose.
