Premiere in der Kardiologie am St. Josef Krankenhaus
Schlaganfallprophylaxe mittels Schirmchenverschluss im Herzen
Schlaganfall: Eine häufige Gefahr mit vielen Ursachen
Jährlich erleiden mehr als 250.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Häufig lassen sich bei den Betroffenen klassische Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Vorhofflimmern oder durch Arteriosklerose verengte Halsschlagadern identifizieren. Doch nicht bei allen Patienten liegt eine solche Konstellation vor. Insbesondere bei jüngeren, ansonsten gesunden Menschen kann die Ursache unklar bleiben.
Wenn zusätzlich ein sogenanntes embolisches Schlaganfallmuster entdeckt wird, das auf das Herz als mögliche Quelle hinweist, sind Detektivarbeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Neurologie und Kardiologie essenziell, um das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu minimieren.
Schluckecho: Ein Blick ins Herz
„Neben einer erweiterten Rhythmusanalyse ist dann ein wichtiger diagnostischer Schritt die Durchführung eines sog. „Schluckechos“, einer Ultraschalluntersuchung über die Speiseröhre“ weiß Dr. Stefan Schickel, Chefarzt der Klinik für Kardiologie. „Damit können wir Blutgerinnsel, Auflagerungen an den Herzklappen oder ein Persistierendes Foramen Ovale (PFO) in der Vorhofscheidewand feststellen.“
Das PFO ist eine ovaläre Verbindung zwischen dem rechten und linken Vorhof des Herzens, die in der Schwangerschaft eine wichtige Funktion hat: Sie ermöglicht es dem sauerstoffreichen Blut der Mutter, in den Kreislauf des ungeborenen Kindes zu gelangen. Bei etwa 75 % der Menschen verschließt sich diese Verbindung nach der Geburt von selbst – bei 25 % bleibt sie jedoch offen.
Gefahr einer gekreuzten Embolie
In den meisten Fällen stellt ein offenes PFO keine Gesundheitsgefahr dar. Es findet sich aber eine deutliche Häufung bei jüngeren Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben. Unter bestimmten Umständen können kleine Blutgerinnsel, die in den Venen entstehen, über das PFO in den Hirnkreislauf gelangen und dort eine Arterie verstopfen. Dieser Mechanismus wird als gekreuzte Embolie bezeichnet.
Professor Isenmann, Chefarzt der Klinik für Neurologie erklärt: „Große wissenschaftliche Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass bei solchen Schlaganfallpatienten ohne ersichtliche andere Risikofaktoren der interventionelle Schirmchenverschluß eines großen PFO durch einen Herzkatheter das Risiko eines erneuten Schlaganfalles erheblich reduziert.“
Minimalinvasiver Verschluss mit Schirmchen-Technik
Der interventionelle Verschluss eines PFO mit einem Doppelschirmchen (Occluder) in Herzkathetertechnik ist ein standardisiertes, den Patienten wenig belastendes, risikoarmes Verfahren, das einen dauerhaften Verschluss dieser Querverbindung gewährleistet. Dr. Schickel erläutert: „In milder Sedierung, unter ständiger Kontrolle mittels Schluckecho und Röntgen gelangen wir über die Leistenvene mit einer speziellen Einführschleuse durch das offene Vorhofseptum vom rechten in den linken Vorhof und können dann im Rückzug ein Doppelschirmchen bestehend aus einer Nitinol-Stahl-Legierung zunächst auf der linken, dann der rechten Seite des Vorhofseptums fixieren. Wir erreichen so eine Abdichtung der offenen Verbindung und verhindern damit den zukünftigen Übertritt von Blutgerinnseln z.B. in die Hirngefäße und somit einen weiteren Schlaganfall.“
Durch diese Technik wird also verhindert, dass Blutgerinnsel in den Hirnkreislauf gelangen und dort weitere Schlaganfälle auslösen.
Erfolg am St. Josef Krankenhaus
„Die ersten Patienten konnten wir jetzt erfolgreich mit dem modernen Occluder-System behandeln“, berichtet Dr. Schickel stolz. „Wir sind glücklich, unseren Patienten diese innovative Technik anbieten zu können. Sie verdeutlicht die hervorragende Zusammenarbeit zwischen den Kliniken für Neurologie und Kardiologie in der Behandlung von Schlaganfallpatienten hier am St. Josef Krankenhaus.“